Archiv für Verlust

Wenn die Liebe Schatten wirft

Posted in Die Gedichte with tags , , , , , , , , on 05/09/2010 by phyby

Fühl mich verloren, fühl mich allein
Schließ mich zu oft in eine Traumwelt ein
Wo Farben gleich des Meeres Sand
So gleißend buntes Glück mir formen

Dort wo die Arme mich umfangen
Und die Gedanken freudschwer hangen
Reicht er mir lächelnd seine Hand
ergreift und hält mich ohne Zögern

In meinem Kopf da hält er Wort
Redet meine Sorgen fort
Es könnte sein, dass ich es fand
Mag sogleich mein Herz mir rufen

Er liebt mich doch,
so träum ich dann
und weiß schon hiervor zu gewiss
das alles nur ein Trugbild ist

Der Zwiespalt mich am stärksten trifft
In des Morgens folgend Stunden
Wenn mein Herz noch Träume spinnt
mein Kopf doch schon nach Wahrheit sinnt

Was hat mir er also gebracht, sein Kuss den ich so lang ersehnte?
Mir zur Einsamkeit gesellt, noch mehr die unstet düstre Seele
Mein Inneres zu sehr verwühlt, als dass ich sicher Wege fänd
Alles Denken rennt dahin, ohne dass es Ruhe kennt

Der Blume Blüten werden welk, wenn die Liebe Schatten wirft

 

Angst

Posted in Die Gedichte with tags , , , , , , on 24/08/2010 by phyby

Die Träume so viel.
Die Hoffnung so hoch.
Doch mit jedem neuen Ziel
Wächst die Angst überlebensgroß.

Bin ich zu sehr Optimist darauf zu hoffen?
Ist es Utopie?
Oder zu sehr Pessimist daran zu zweifeln?
Ist es Zukunft?

Je größer der Wunsch,
Umso kleiner die Chance?
Oder ist ein derart Gleichnis zu vermessen?
Je höher der Blick,
Desto tiefer der Fall?
Soll ich die Träume gleich vollends vergessen?

Ohne Wille, Wunsch und Ziel
Gehört zum Leben wahrlich nicht viel,
aber die Enttäuschung bleibt erspart
es macht das Leben weniger hart.

So frag ich, lohnen sich für mich Visionen?
Oder sind alles nur hohle Illusionen?
Folgt dem Höhenflug der Sturz?
Und ist das Leben zum Träumen zu kurz?

Die Furcht vorm Versagen
Lässt mich verzagen.
Lässt mich warten.
Lässt mich zittern.
Lässt mich weinen.

Ich habe Angst.

 

Sie kam nie wieder zurück

Posted in Die Geschichten with tags , , , , , , , on 22/08/2010 by phyby

Es war mal wieder grau und kalt. So wie jeden anderen Tag auch. Aber heute war etwas anders. Heute spürte sie, dass es kalt war.
Sonst hatte sie immer einen Haufen Probleme, wenn sie hierher kam.
Und das kam oft vor. Sogar sehr oft. Mindestens einmal in der Woche.
Ja, sonst hatte sie immer viele Probleme. Aber heute nicht. Heute hatte sie nur ein Problem.
Doch dieses war so beängstigend, so schockierend, so … einfach so überwältigend, dass schon diese einzige Sorge sie bis hierher trieb.
Immer, wenn sie her kam, nahm sie sich vor nie wieder zurückzukehren.
Und das kam oft vor. Sogar sehr oft. Mindestens einmal in der Woche.
Aber bisher war sie doch immer wieder zurück gegangen. Danach hatte sie sich immer noch mieser gefühlt, denn nun machte es ihr auch noch zu schaffen, dass sie nicht einmal den Mut besaß, all diesen Mist, diese Sorgen hinter sich zu lassen und sie einfach für immer zu beenden. Und so war sie immer wieder zurückgekehrt zu den Leuten, die sich ihre Eltern nannten. Aber das waren sie ganz und gar nicht. Das wussten die beiden auch. Das wussten sie ganz genau. Aber trotzdem taten sie so, als wären sie es, oder noch schlimmer, diese Leute taten, als hätten sie sie gerettet. Meistens war das eines der tausend Probleme, die sie eine Woche lang in sich aufstaute, um dann wieder her kommen zu können. Denn sie wollte nur mit Sorgen herkommen. Vielleicht um diesem Ort zu zeigen, was er angerichtet hatte, als er ihre Mutter einfach so gehen lassen hatte.
Hierher kam sie dann, an diese Brüstung. Unter sich Autos mit rasendem Tempo. So stand sie dann oft hier an diesem blau gestrichenen Geländer. Die ersten paar Male war sie hergekommen mit dem Vorsatz, sich auf den glatten, tief schwarzen Asphalt unter sich zu stürzen. Später glaubte sie sich diese Drohung selbst nicht mehr. Aber hier konnte sie in Selbstmitleid baden oder alle ihre Probleme auf ihre Mutter schieben. Auf ihre richtige Mutter. Auf die Frau, die sie im Stich gelassen hatte, als sie gerade mal 4 Jahre alt war.
Eigentlich kannte sie diese Frau gar nicht. Nur manchmal hatte sie Fetzen von Erinnerungen in ihren Träumen gesehen. Doch nie war sie sich wirklich sicher, ob es ihre Mutter oder einfach nur eine wildfremde Frau gewesen war.
Aber wo war denn da überhaupt ein Unterschied?
Ihre anderen „Eltern“ hatten ihr erst vor wenigen Jahren die Wahrheit über sie und ihre eigentliche Herkunft erzählt.
Seitdem kam sie hierher. Seit dem nannte sie diese Leute nicht mehr Eltern.
Seitdem schienen sich ihre Probleme zu stapeln, schienen sie zu überhäufen.
Doch heute war alles anders. Heute hatte sie nur ein einziges Problem.
Und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit hatte sie wieder diesen sicheren Vorsatz nie wieder zurückzukehren. Über diese Brücke zu gehen und sich nie wieder umzudrehen. So wie es ihre Mutter vor vielen Jahren getan hatte.
Denn sie hatte ihre Tochter allein gelassen; abgegeben und nicht mehr abgeholt. Sie war genau über diese Brücke gegangen, hatte sich wahrscheinlich nicht einmal mehr umgedreht, und war für immer aus diesem, ihrem eigenem Leben verschwunden.
Und diesmal glaubte sie es wirklich zu schaffen, genau so abzuhauen und alles hinter sich zu lassen.
Diesmal hatte sie einen guten Grund dafür. Den besten, den man sich dafür vorstellen konnte, aber spielte das noch eine Rolle?
Sie lief langsam Schritt für Schritt, die Meter zählend, diese unglückbringende Brücke entlang, die Hand auf dem kühlen Geländer schleifend. Ihre Sachen waren klamm vor Kälte und dem Nebel, der einfach nicht aufsteigen wollte. Aber sie spürte die Kälte ihrer Glieder gar nicht, denn in ihr drin gab es eine viel größere Kälte. Sie war aufgewühlt und durcheinander. Sie fühlte sich … ja eigentlich fühlte sie gar nichts. Nur so eine gähnende Leere. Eben einfach irgendwie leer. Wahrscheinlich hatte sie einfach nur zu wenig gegessen heute morgen. Genau das musste der Grund sein! Sie hatte einfach zu wenig gegessen.
Vielleicht hatte sich ihre Mutter damals ebenso gefühlt. Das machte die Sache noch schlimmer. Das machte das Ganze schrecklich! Schon der Gedanke schüttelte sie. Denn sie hasste diese Frau, deren Gesicht sie nur von alten Fotos her kannte. Sie hasste diese Frau, die sie im Stich gelassen hatte.
Aber heute würde sie der Brücke und damit ihrer Mutter nicht den Sieg überlassen! Sie lief weiter zu diesem bestimmten Punkt in der Mitte des Weges, den sie noch nie hatte überquer können, langsam und bedacht setzte sie einen Fuß vor den anderen.
Sie hatte es geschafft! Sie war dem Bann der Brücke entgangen, sie war frei! Sie fühlte sich … ja eigentlich fühlte sie sich nicht anders als vorher…
Sie lief langsamer.
Mitten auf der Brücke blieb sie plötzlich stehen und kehrte um.